Forum Supervision (Dec 2023)
Supervision als Ort der care-ethischen Reflexion
Abstract
Wir gehen wir in diesem Text der Frage nach den Zusammenhängen zwischen Supervision und ethischer Reflexion in Care-Organisationen nach. Dabei gehen wir von zwei Fallbeispielen aus dem Krankenhaus – eines aus der Supervisionspraxis und eines aus einem partizipativen Forschungsprojekt – aus. Wir definieren zunächst das Beratungsformat Supervision, halten fest, dass Supervision einen ethischen Rahmen braucht und beschreiben die ethischen Richtlinien als Teil des Kontrakts. Konflikte sind in Care-Organisationen und in sorgenden Beziehungen unvermeidbar, unter anderem, weil diese Beziehungen asymmetrisch sind und weil ihnen Widersprüche zugrunde liegen. Die daraus resultierenden Dilemmata werden oft genug an die Supervision herangetragen, damit ist Supervision ein Ort der ethischen Reflexion. Wir beschreiben Verbindendes und Trennendes zwischen Supervision und ethischer Fallbesprechung. Für jeden dieser ethischen Reflexionsorte ist es von Bedeutung, explizit zu machen, auf welchen ethischen Grundlagen sie beruhen. Wir beziehen uns in unserem Text und in Bezug auf die Supervision auf die feministische Care-Ethik mit ihren zentralen Konzepten Vulnerabilität, Achtsamkeit, Bezogenheit und relationale Autonomie, sowie Narrativität, die wir im Text explorieren und beschreiben das Wesen von Caring Institutions (Tronto 2013). Wir kommen zu dem Schluss, dass Supervision zweifelsohne ein Ort für die Beratung zu ethischen Themen und Fragen sein kann und sehen die Art und Weise, wie mit ethischen Dilemmata und Konflikten im Rahmen von Supervision umgegangen wird, in care-ethischen und prozessethischen Diskursen und Grundlagen verortet. Die Supervision ist daher als ein Ort der care-ethischen Reflexion zu bezeichnen. Sie ermöglicht das Ansprechen und Kommunizieren von strukturellen und organisationalen Problemen und kann so auf mehreren Ebenen dazu beitragen, dass aus einer Care-Organisation eine Caring Institution wird.