Conflict & Communication Online (Oct 2019)
Friedensjournalismus in geringfügig bis moderat eskalierten Konflikten: Konflikttheoretische Grundlagen, Variablen und Berichterstattungsmuster
Abstract
‚Friedensjournalismus‘ wurde ursprünglich in Abgrenzung zu ‚Kriegspropaganda‘ konzipiert. Dies wird der Prozesshaftigkeit von eskalierenden Konflikten jedoch nicht gerecht. Vor allem in beginnenden, also in geringfügig bis moderat eskalierten Konflikten, sollte deeskalationsorientierter Journalismus auf den jeweiligen Stand der Eskalation eines Konflikts reagieren bzw. auf diesen angepasst werden. Dies erfordert ein sensibles Instrumentarium, das es ermöglicht, auch geringfügige Abweichungen vom Frieden zu erkennen, der hier mithilfe einer Reihe von ‘Friedensbedingungen’ definiert ist. Im Zuge der Eskalation eines Konfliktes entstehen zunehmend bestimmte ‘blinde Flecken’ in der Wahrnehmung der Konfliktkonstellation und in der Wahrnehmung der anderen Partei, des ‘Gegners’. Deeskalationsorientierte Berichterstattung muss diese Lücken in der Wahrnehmung identifizieren und ihnen ein vollständiges Bild des Konflikts entgegensetzen.