Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik (Jul 2013)

Der Slowakeidiskurs bei Irena Brežná und Zdenka Becker

  • Jana Hrdličková

Journal volume & issue
Vol. 26, no. 1

Abstract

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Wie sieht man mit "fremden Augen" ein Land, das einmal die Heimat war, es aber nicht mehr ist? Und wie stellt man es in der "Fremdsprache" Deutsch dar, der Wahlsprache, die nicht mehr fremd ist, allerdings die Selbstverständlichkeit der Muttersprache entbehrt? Mehrere Grenzen sind zu überschreiten im Werk der zeitgenössischen Autorinnen mit slowakischem Kulturhintergrund Irena Brežná (Jahrgang 1950) und Zdenka Becker (Jahrgang 1951). Eine der signifikantesten ist die der gesellschaftlichen Systeme. Was dabei besonders gut herauskommt, ist das ehemals Eigene, die Slowakei der realsozialistischen Ära. Bei Brežná wird es spielerisch verfremdet (Die beste aller Welten, 2008) oder von der Gegenwart her konturiert (Falsche Mythen, 1996; Die Sammlerin der Seelen, 2003), bei Becker scheinbar nur nebenbei mit reflektiert (Die Töchter der Róza Bukovská, 2006). Doch obwohl in den beiden Romanen Die beste aller Welten und Die Töchter der Róza Bukovská, die im Fokus der Untersuchung stehen sollen, ausdrücklich jede Autobiographik geleugnet wird, sind es die authentischen Erfahrungen der kulturellen und politischen Grenzüberschreitung, die vorwiegend die Texte prägen. Der Beitrag soll besonders der Darstellung der Slowakei vor und nach der Wende gelten, um zwischen der ehemaligen Heimat im "Osten" und der neuen Heimat im "Westen" zu vermitteln.