Library Ideas (Oct 2013)
Jenseits der Daten: Überlegungen zu Datenzentren für die Geisteswissenschaften am Beispiel des Kölner ‘Data Center for the Humanities’
Abstract
„Auch in den Geisteswissenschaften werden Daten produziert, die dauerhaft gesichert und zugänglich gehalten werden müssen.” Dieser Satz ist richtig, aber an einer Stelle problematisch: ‚Daten’. Aus der Sicht der Geisteswissenschaften ist unklar, ob der allgemeine, derzeit herrschende Datenbegriff die Situation in ihren Disziplinen wirklich treffend beschreibt und ob seine Konsequenzen die gleichen sind wie in anderen Feldern der Forschung. Der Beitrag geht von einer Spezifik geisteswissenschaftlicher Daten und dem dort vorhandenen Problem der schlechten Unterscheidbarkeit zwischen Primärdaten und Ergebnisdaten aus und beschreibt die Konsequenzen für den Aufbau eines geisteswissenschaftlichen Datenzentrums am Beispiel des im Dezember 2012 gegründeten ‚Data Centers for the Humanities’ (DCH) an der Universität zu Köln. Zu klären ist dabei unter anderem, was Forschungsdatenmanagement für die beteiligten Forscher und Projekte bedeutet und wie die Dauerhaftigkeit eben nicht nur von ‚Daten’, sondern auch von Forschung insgesamt sicher gestellt werden kann. Ausgehend von der Unterscheidung zwischen ‚Daten’ und ‚Ressourcen’ und der Frage, welche Leistungen von einem Datenzentrum eigentlich zu erwarten sind, wird der einerseits schichtweise, andererseits modulare Aufbau des DCH begründet. Die vielfältigen Aufgaben, die sich bei der Sicherung der Forschung ergeben, lassen sich über vier Paradigmen beschreiben, die einen begrifflichen Anschluss an die bestehenden Einrichtungen der Kulturerbesicherung ermöglichen. Ob dieser Anschluss nur metaphorisch ist, wenigstens eine didaktisch-erklärende Kraft hat oder sogar die Grundlage weiterer konzeptioneller Überlegungen sein kann, ist zu diskutieren.„Even in the humanities data are produced that must be permanently secured and kept accessible.” This sentence might be true, yet, going into details the problem occurs with the term ‚data’. At the time being, from the perspective of the humanities it is not really clear what the term "data" actually means, how it is defined, and what belongs to it. This article reflects data specific in humanities research. Talking about research data in the humanities in general, the paper casts a light on the existing problem of separating so-called primary data from result data. Consequences for the setting up and development of a data center for the humanities are described by the example of the Cologne 'Data Center for the Humanities' (DCH). The meaning of research data management will be discussed especially with regard to the production of data and results as well as to the performances to be kept permanently secure and accessible. Based on the distinction between ‚data’ and ‚resources’ the design of the DCH is established in layers as well as in modules. The variety of tasks may be described by four paradigms borrowed from cultural heritage institutions.