Herausforderung Lehrer*innenbildung (Aug 2023)
Habitusmuster von Lehrkräften und Habitussensibilität als Querschnittsaufgabe einer inklusiven Lehrkräftebildung
Abstract
Bildungschancen und Bildungserfolg sind in Deutschland nach wie vor stark abhängig von der sozialen Herkunft. Schulleistungsstudien und Bildungsberichte zeigen immer wieder: Trotz pädagogischer Bemühungen und Reformen gelingt es bislang nicht, sozial ungleiche Bildungschancen zu kompensieren. Für die Lehrkräftebildung stellt sich daher die zentrale Frage, wie herkunftsspezifische Benachteiligungen im Schulalltag stärker aufgefangen und ausgeglichen werden können. Im inklusiven Schulsystem wird der kompetente Umgang mit Heterogenität immer wichtiger. Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung wurde daher an der Leibniz Universität Hannover eruiert, wie die unterschiedlichen Ausgangslagen und Bedürfnisse der Lernenden besser berücksichtigt werden können. Mit dem Ziel der Konkretisierung einer heterogenitätssensiblen Lehrkräftebildung im Konzept der Reflexiven Handlungsfähigkeit wurden für den Schulalltag bedeutsame Differenzlinien identifiziert und ausgearbeitet, darunter auch die Differenzlinie Habitus/Milieu, die in diesem Beitrag vorgestellt wird. Der Beitrag schließt insbesondere an Arbeiten zum Habitus von Lehrkräften an, die im Rahmen der Habitus- und Milieuforschung entstanden sind. Nach einer Erläuterung der theoretischen Konzepte wird veranschaulicht, wie die professionelle pädagogische Praxis (angehender) Lehrkräfte mit ihrem milieuspezifischen Habitus verwoben ist und wie Lehrkräfte dadurch (i.d.R. unbewusst und ungewollt) zur Reproduktion ungleicher Bildungschancen beitragen können. Im Anschluss daran werden Ziele für die Lehrkräftebildung abgeleitet. Hier steht die Reflexion eigener biografisch erworbener Habitusmuster durch die (angehenden) Lehrkräfte im Fokus, die in den letzten Jahren verstärkt unter dem Begriff Habitussensibilität diskutiert worden ist.
Keywords