Baltistica (May 2011)

Seniausias baltų rašto paminklas

  • Vytautas Mažiulis

DOI
https://doi.org/10.15388/baltistica.11.2.1079
Journal volume & issue
Vol. 11, no. 2
pp. 125 – 131

Abstract

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DAS ÄLTESTE BALTISCHE SCHRIFTDENKMALZusammenfassungDas von Stephen McCluskey kürzlich in einem Foliant (F.V. 2) der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel entdeckte altpreußische Manuskript (Epigraph) wird vom graphi­schen und sprachlichen Standpunkt aus untersucht. Dieser Baseler altpreußische Text (BAT) — vermutlich aus der Mitte des XIV. Jh. — ist das älteste baltische Schriftdenkmal. Es wird gefolgert, daß der BAT ein Hexameter ist; der BAT kann folgenderweise transliteriert, rekonstruiert und ins Litauische und Deutsche übersetzt werden:Kayle rekyfe- thoneaw labonache thewelyfe-*kails *rīkīs *tu *n'au *labans *tēvelis„Sveikas, pone! Tu nebe geras dėdelis,„Zum Wohl, Herr! Du bist kein gutes Onkelchen mehr,Eg- koyte- poyte- nykoyte- pen͡ega doyte-*īk *k(v)itu *pöt *nik(v)itu *penigan *dtjeigu nori tu gerti, [bet] ne[be]nori tu pinigą duoti",wenn du trinken willst, [aber] kein Geld [mehr] geben willst".Der BAT stammt wohl von einem Studiosus (oder von einem Nachahmer des studentischen Sprachstils); dieser Text ist ein gereimter im hexametrischen Versmaß abgefaßter Spruch, mit dem sich ein Studiosus (in einer Trinkgesellschaft) an einem anderen Studiosus (einen Trinkbruder) wendet, den er humoristisch-ironisch „Herr" und „Onkelchen" nennt. Es hat sich herausgestellt, daß die Rekonstruktion des BAT im Grande in der Beseitigung von bestimmten phonetisch-graphischen Manierlichkeiten besteht, die durch die studentische Art der Reim-und Versmaßbildung bedingt sind. Nach solch einer „Reinigung" widerspiegelt das Schriftbild des BAT schon ganz genau die altpreußische Sprache, und das führt zur Vermutung, daß der Autor des BAT ein alter Preuße gewesen sein kann.

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